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Osteuropasonntag 2020 "Blickpunkt Baltikum"

01.03.2020 / 10:00

Der traditionelle Osteuropasonntag mit dem Team Christine Reh, Bischof i. R. Dr. Rolf Koppe und Pastor i. R. Ludger Gaillard wird sich in diesem Jahr dem Baltikum widmen. Nach dem Gottesdienst, mit Gesang der Corvinuskantorei, wird es ein Informationscafé geben. Auch die Balten feierten im vergangenen Jahr ein Jubiläum: "30 Jahre Baltischer Weg", den Weg einer "singenden Revolution" und einer Menschenkette durch Estland, Lettland und Litauen, von Tallin bis Vilnius aus annähernd zwei Millionen Menschen. Ungleich schwerer hatten es die Balten als die übrigen osteuropäischen Länder, gehörten sie doch zur Sowjetunion. Ihre Demonstration starteten sie aus Anlass des 50. Jahrestages des Hitler-Stalin-Pakts, der in einem geheimen Zusatzprotokoll das Baltikum der Sowjetunion zuschrieb. Trotzdem ist ja die deutsche Armee mit ihrem Überfall auf die Sowjetunion auch im Baltikum einmarschiert  - mit allen unheilvollen Konsequenzen. Wir wollen uns dem Thema Baltikum auf zwei verschiedenen Pfaden nähern. Hanna Middelmann wird über Holocaust- Überlebende in Lettland und Litauen berichten. Die estnische Kirchenmusikerin und Theologin Kristel Neitsov-Mauer erzählt von der evangelisch-lutherischen Kirche in Estland. Das Göttinger Ehepaar Hanna und Wolf Middelmann hörte 1993 in der Sendung Panorama, dass 133 ehemalige Angehörige der lettischen Waffen-SS aus der Bundesrepublik eine Kriegsversehrtenrente bezogen, ehemalige Ghetto- und KZ-Häftlinge aber keinen Pfennig. In unermüdlicher Recherchearbeit haben sie die Holocaust-Überlebenden aufgesucht, ihr Schicksal dokumentiert und mit einem "Freundeskreis für die Holocaust-Überlebenden im Baltikum" über eine Million Euro Spendengelder gesammelt, die sie persönlich in unzähligen Besuchen überbrachten. Viele Freundschaften entstanden. Nach dem Tod ihres Mannes im vergangenen Jahr will Hanna Middelmann seine Arbeit fortsetzen. Zur estnischen Kirche haben wir Kontakt über das Gustav-Adolf-Werk bekommen, das Evangelische in der Diaspora fördert und Kontakt zu ihnen hält. Estland, durch die deutsche und schwedische Reformation lutherisch geprägt, erlebte in der Sowjetzeit massive Beeinträchtigungen, Schikanen und Verfolgungen von Christen. Im gegenwärtigen Estland muss sich die Kirche in einem Land voller Widersprüche behaupten, das wegen seiner revolutionären technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen bewundert wird, aber von starken sozialen Gegensätzen geprägt ist. Das Land muss sich mit Spannungen zwischen estnischen und russischen Bevölkerungsgruppen auseinandersetzen. Kristel Neitsov-Mauer wird uns auch estnische Lieder nahebringen, auch Kirchenlieder. Beide Referentinnen sind zu Nachfragen und Diskussion bereit.

Veranstaltungsort

Evangelisch-lutherische Corvinusgemeinde

Grotefendstraße 36
37075 Göttingen